Film und Gespräch mit Lutz Fritsch

Bücher im Eis

16.07.2007, 20.15 Uhr

Grün ist die Sehnsucht, wenn rings umher nur Weiß blendet. Wiesen und Bäume vermissen die Forscher der Station Neumayer des auch auf Sylt vertretenen Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung besonders. Das hatte der bildende Künstler Lutz Fritsch aus Köln bereits 1994 bei seiner ersten Reise mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ festgestellt. In verschiedenen Grüntönen ist daher der Container bemalt, den Fritsch im Januar 2005 bei der unter Eis angelegten Forschungsstation auf dem Ekström-Schelfeis eröffnete – als Bibliothek mit 1000 Bänden.

Ausgangspunkt des Projektes war 1994 eine Skulptur für die Stadt Bremen, die die Verbindung zwischen Bremen und der Schifffahrt deutlich  machen sollte. Ein Teil des Stelen-Kunstwerks „Raum-Fahrt“ stand in der Stadt, ein zweiter auf einem Schiff, eben auf der „Polarstern“. Ein weiterer Schritt auf dem Weg: 1997 fuhr Fritsch wieder in die Antarktis, um mit seinen farbigen Skulpturen „Maß Stab“ künstlerische Maßstäbe zu setzen im unendlichen Eis. Nach langjähriger Beschäftigung mit dem Leben der Forscher, ihrer Art zu sehen, zu messen und zu denken und mit dem Naturraum Antarktis entwickelte Fritsch dann das Bibliotheksprojekt. Er verkaufte Holzmodelle des Containers zur Finanzierung und bat Prominente und Wissenschaftler um signierte Bücherspendenfür diesen besonderen Ort. So wollte  er den begonnenen Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst weiterführen. In der weißen Weite ist der grüne, speziell isolierte und beheizte Leseraum ein Orientierungspunkt, eine optische Überraschung wie Fritsch sie auch in städtische Landschaften baut. Für die Forscher im unterirdischen Alltag wiederum eröffnet er seltene Ausblicke: durch die Bücher und durch das Fenster des Containers.